Unternehmenskooperation

Die Zusammenarbeit von Gemeinnützigen mit Unternehmen hat derzeit Hochkonjunktur. In der Tat gibt es zahlreiche Möglichkeiten mit Unternehmen zusammenzuarbeiten. Eine dauerhafte Partnerschaft fällt jedoch nicht vom Himmel. Sie ist vielmehr das Ergebnis eines Annäherungsprozesses und eines systematischen Beziehungsaufbaus.

Gemeinsam Gutes unternehmen - Wie Gemeinnützige mit Unternehmen zusammenarbeiten können
 

Es gibt viele Möglichkeiten, auch für kleine Vereine, auf Unternehmen zuzugehen, um Sach-, Dienstleistungs-, Geldspenden oder ein Sponsoring (siehe auch "Sponsoring") einzuwerben. Unternehmen können jedoch noch viel mehr bewirken. Sie können Aufträge an Ihre Einrichtung vergeben (z.B. wenn Sie eine Behindertenwerkstätte betreiben), Ihrer Einrichtung Logistik, Räume, Lobby, das Know-how ihrer Mitarbeiter, Kontakte, Vertriebswege und - bei bestimmten Voraussetzungen - soziales Risikokapital (siehe z.B. BonVenture http://www.bonventure.de) zur Verfügung stellen. Aus Sicht eines Unternehmens laufen diese Aktivitäten unter dem Begriff des "ehrbaren Kaufmanns", der seiner gesellschaftlichen Verantwortung, der "Corporate Social Responsibility" (CSR), nachkommt. Und zwar über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen hinaus.

 

Engagement-Motive

Wer eine Zusammenarbeit mit Unternehmen anstrebt, sollte sich klar machen, dass es immer um eine win-win-Situation geht. D.h. der Engagement-Nutzen auch auf Unternehmerseite gegeben sein muss. Engagement-Motive von Unternehmen, so eine Forsa-Studie (forsa. Gesellschaft für Sozialstudien und statistischen Analysen mbH: Corporate Social Responsibility in Deutschland, Berlin 2005, S. 24), können dabei sein die Verbesserung des Ansehens des Unternehmens in der Öffentlichkeit, Förderung der Mitarbeitermotivation, Verbesserung von Kundenbeziehungen, Gewinnung von Neukunden, Absatzsteigerung oder Einflussnahme in bestimmten öffentlichen Bereichen. Diese Argumente sollten Sie parat haben, wenn Sie auf Unternehmensvertreter zugehen.

Trotzdem das Spektrum der Unterstützungsmöglichkeiten eines Unternehmens für Gemeinnützige vielfältig ist, kooperieren beispielsweise im Kammerbezirk der IHK München und Oberbayern bislang nur 38% der gemeinnützigen Einrichtungen mit einem Unternehmen (siehe IHK-Studie, 2014, https://www.muenchen.ihk.de/de/standortpolitik/CSR-Gesellschaftliche-Verantwortung/ehrbarer-kaufmann-publikationen/CSR-Muenchner-Unternehmen). Oder anders gesagt, die Chancen für Sie stehen gut, wenn Sie die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen suchen.

 

Vom Erstkontakt zur längerfristigen Zusammenarbeit

Eine Zusammenarbeit mit Unternehmen, die in eine längerfristige Kooperation auf Augenhöhe mündet, wird in der Regel schrittweise aufgebaut. Gerade längerfristige Partnerschaften sind das Resultat einer - oftmals - jahrelangen Beziehungsarbeit. Das Schaubild (siehe Werkzeuge) zeigt, aus welchen Einzelschritten sich eine solche Beziehung bis hin zur längerfristigen Partnerschaft möglicherweise entwickeln kann.

 

Vor der Kontaktaufnahme

"Das Rückgrat unserer Wirtschaft ist der Mittelstand", ist immer wieder von allen politischen Parteien zu hören. Diese Behauptung ist völlig richtig, denn 99,6 % der Unternehmen in Deutschland sind KMU, kleine und mittlere Unternehmen, die sich oftmals seit Jahren in Familienbesitz befinden (siehe: http://www.ifm-bonn.org/statistiken/unternehmensbestand/#accordion=0&tab=0). Denken Sie also nicht nur in der Kategorie "Großunternehmen", wenn Sie eine Zusammenarbeit mit Unternehmen anstreben, sondern an KMU! Bevor Sie auf Unternehmen zugehen, sollten Sie sich jedoch gut vorbereiten.

Fragen Sie sich zuerst, ob es aufgrund Ihres Leitbildes Einschränkungen bei der Auswahl von Unternehmen gibt (Ärzte ohne Grenzen e.V. lehnen z.B. Spenden von Unternehmen aus der Tabak-, Rüstungs-, Alkohol-, Pharma- und Rohstoffindustrie ab). Stellen Sie als weiteres im Team Kriterien zusammen, welche Art von Unternehmen (Größe, Branche, Image) zu Ihrer Einrichtung (Philosophie, Leitbild, Bedarf, Angebot) passen. Fragen Sie sich, über welche besonderen Chancen und Anknüpfungsmöglichkeiten Sie verfügen. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass für bestimmte Projekte mit Unternehmen (z.B. Corporate Volunteering, Benefizveranstaltungen) ggf. mehr Personaleinsatz auf Sie zukommt. "Der Wurm muss nicht den Fisch, sondern dem Angler schmecken", besagt eine alte Fundraising Weisheit. Dies bedeutet, dass Sie gegenüber Unternehmen immer aus Sicht des Unternehmens argumentieren sollten: Welchen Gewinn hat also das Unternehmen von einer Zusammenarbeit? Kann das Unternehmen einen sachlichen Bezug zu einem Ihrer Projekte herstellen (örtliche Verbundenheit, Produktnähe, Mitarbeiterinteresse)? Gibt es einen Zielgruppenbezug (Übereinstimmung oder Ergänzung Ihrer Zielgruppe mit der Zielgruppe des Unternehmens)?

 

Recherche nach Unternehmen

Fragen Sie sich zuerst, zu welchen Unternehmen Ihre Organisation bereits Kontakte hat (Zulieferer, Kunden, private Kontakte, ehemalige Unterstützer, Kooperationspartner in Arbeitskreisen), denn wie immer im Fundraising sollten Sie zuerst nach Ihren Vitamin-B-Ressourcen bzw. den warmen Kontakten suchen. Gehen Sie auch den Weg über Mittelmänner und Brückenfrauen: Arbeitet ein Freund, eine Freundin, jemand aus dem Bekanntenkreis in der Personalabteilung oder im Betriebsrat eines Unternehmens, um Ihr Anliegen als Fürsprecher platzieren zu können?

Suchen Sie den Kontakt zu Unternehmernetzwerken und -Verbänden vor Ort (Wirtschaftsjunioren, Serviceclubs). Mittlerweile haben viele Kammern das Thema CSR bzw. "Der ehrbare Kaufman" für ihre Mitgliedsunternehmen als wichtig erkannt. So veranstaltet die IHK München und Oberbayern zum Beispiel den Bayerischen CSR-Tag und die Reihe „Edition Ehrbar“. Besuchen Sie diese Veranstaltungen, um mit Unternehmen in Kontakt zu kommen!

Scheuen Sie sich nicht über Xing Unternehmen für ein bestimmtes Anliegen zu kontaktieren und informieren Sie sich auf CSR-Plattformen über sozial engagierte Unternehmen:

Suchen Sie im Internet nach traditionell wohltätigen Firmen mit sozialem Profil und Unternehmensleitbild oder nach angelsächsischen Firmen, die aus ihren Herkunftsländern die Tradition des Engagements im Gemeinwesen mitbringen.

Ebenso dürfen Sie sich der "Spionage" bedienen :-) Recherchieren Sie, mit welchen Firmen andere gemeinnützige Einrichtungen zusammenarbeiten!

 

Zusammenarbeit in der Praxis

Eine Faustregel bei der engeren Zusammenarbeit mit Unternehmen lautet: "Ein Drittel Ihrer Zeit für die Gewinnung, zwei Drittel für die Umsetzung und Betreuung." Und gerade bei der Zusammenarbeit sollten Sie als gemeinnützige Einrichtung so professionell wie möglich vorgehen. Vergessen Sie jedoch nie, dass Sie kein Bittsteller, sondern Partner auf Augenhöhe sind. Ein selbstbewusstes Verhalten kommt bei Unternehmensvertretern immer gut an. Nach der Zusammenarbeit evaluieren Sie die Ergebnisse, danken Sie (dies wird, so unglaublich es klingt, oft vergessen!) dem Unternehmen für die Zusammenarbeit und halten Sie auch nachfolgend Kontakt. Denn positive Erfahrungen und ein professioneller Eindruck in der Zusammenarbeit sind die beste Voraussetzung für eine erneute Unterstützung seitens des Unternehmens.