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Vereine - Daten und Zahlen

Vereinsforschung ist ein Feld für Empiriker. Die Untersuchungen unterscheiden sich hinsichtlich Methodik und Analyseebene. Hier einige Ergebnisse der neusten Untersuchungen.

Einige Zahlen zu Verein und Vorstand
 

Der größte Vereinsbereich in Deutschland ist der Sport. Über 90.000 Sportvereine gibt es hierzulande. Hier existieren auch viele langlebige Organisationen. Ein Drittel der Sportvereine wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Ähnlich altehrwürdig ist der Bereich der Geselligkeitsvereine. Vereine erleben immer wieder Konjunkturen, aktuell im Bildungsbereich: Hier wurden 40 Prozent erst nach 2000 gegründet. Die meisten Vereine, nämlich 72 Prozent, sind im lokalen Umfeld aktiv. Menschen zieht es vor allen in den Verein, weil sie etwas vor Ort tun möchten, etwa im Gartenbau- oder Heimatverein. Obwohl man eine ungebrochene Vitalität des Vereinswesens feststellen kann, gibt es auch Probleme. Offenbar schrumpft die Zahl der Menschen, die einen Verantwortungsposten übernehmen. 1999 sahen sich noch 38 Prozent aller freiwillig Engagierten in einer verantwortlichen Rolle. Zehn Jahre später waren es nur noch 32 Prozent. Die Bereitschaft, sich langfristig zu binden und „notfalls“ auch mal den Kopf hinzuhalten, nimmt also ab. Das ist natürlich fatal, denn Vereine brauchen nicht nur Fußballer, sondern auch Vorstände.

 

Krise der Vereine und ihre Ursachen

Warum hat das ehrenamtliche Vorstandsamt an Attraktivität eingebüßt?

  • Staatliche Vorschriften machen das Leben schwer. Viele gesetzliche Regeln zielen auf hauptamtlich geführte Einrichtungen oder Gewerbebetriebe, aber sie treffen auch ehrenamtlich geführte Vereine: Minijobregelungen, Jugendschutzbestimmungen, Lebensmittelverordnungen, neue Steuerrichtlinien, TÜV-Prüfungen und vieles mehr. Viele ehrenamtliche Vorstände haben das Gefühl: Jetzt ist es aber genug! Und dann kommt doch noch eine weitere Vorschrift dazu.
  • Veränderte Arbeitswelt. Menschen müssen heute mobil sein. Termine für das Vereinsleben zu suchen, an denen alle Beteiligten dabei sein können, ist schwieriger geworden. Selbst in der eigenen Familie, wenn beide Eltern berufstätig sind und die Kinder in unterschiedliche Schulen gehen, die vielleicht auch noch weit entfernt sind, findet man nur mit Mühe gemeinsame Zeiträume fürs Vereinsleben.
  • Ein verändertes Freizeitverhalten zwingt Vereine dazu, mit vielen alternativen Angeboten zu konkurrieren. Fitness-Studios und Volkshochschulen kommen den Sportvereinen ins Gehege. Kulturvereine müssen sich gegen Multiplexkinos oder Diskotheken behaupten. Vereinen stehen heute oft in einer Marktsituation. Um attraktiv zu sein, müssen sie mit Veranstaltungen punkten, die immer mehr Geld kosten. Das erhöht das Risiko. Leicht kommt man in eine finanzielle Schieflage, wenn das Sommerfest verregnet ist.
  • Die Finanzsituation ist aber noch aus anderen Gründen schwierig geworden. Viele Vereine klagen über schwindende Mitgliederzahlen. Wenn man dann den Beitrag erhöht, kündigen womöglich noch mehr Mitglieder. Zudem gehen öffentliche Förderungen zurück. Vereine, die früher umsonst die Schulturnhalle nutzen konnten, müssen jetzt Miete zahlen. Kommunale Zuschüsse werden gekappt, weil Gemeinden an den freiwilligen Leistungen sparen (müssen).

 

Vereine sind attraktiv –
immer noch und mehr denn je

Trotz aller Krisen und Probleme. Viele Vereine haben Zulauf. Neue Vereine werden gegründet. Warum ist das so?

  • Hier kann ich mich beweisen: Menschen suchen nach geeigneten Möglichkeiten und Orten, um ihre Wünsche zu verwirklichen und ihre Absichten in die Tat umzusetzen. In der Arbeitswelt unterliegt man oft Zwängen, die man selbst nicht beeinflussen kann. Zu zeigen, dass man mehr drauf hat; mit Gleichgesinnten etwas anzustoßen, was einem am Herzen liegt: Dazu kann ein Verein den idealen Rahmen bieten.
  • Hier kann ich mein Glück finden: Der Einsatz für andere und sich selbst lohnt sich. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, sind meist zufriedener und leben länger. Das haben wissenschaftliche Studien vielfach belegt. Und nicht selten werden Freundschaften, ja sogar Ehen über ein gemeinsames Vereinsleben gestiftet.
  • Hier kann ich Gemeinschaft und Heimat erfahren: Menschen, die an einen neuen Wohnort ziehen, finden häufig erste Kontakte über die hiesigen Vereine. Sie bieten Heimat, sind der vitale Umschlagsplatz für manchen Klatsch und Tratsch, politische Diskussionen und geselligen Austausch.